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Tannöd

nach dem Roman von Schenkel und der Stückfassung von Maya Fanke und  Doris Happl
Inszenierung: Rüdiger Hentzschel

Premiere: 28. November  2015 

 

Die Nachkriegszeit, ein alte Bauernhof, mitten im Wald: Tannöd, ein vergessener Winkel im Niemandsland, weitab vom  Dorf und den nächsten Nachbarn. Die Danners, seine Bewohner eigenbrötlerische, mürrische Menschen, die sich außerhalb der Gemeinschaft eingerichtet haben. Doch irgendwann dringt  kein Lebenszeichen mehr von Tannöd ins Dorf, nur der Hund kläfft. Im Heu, im Bett, in der Kammer  werden die Leichen der Familie entdeckt: der Bauer, seine verhärmte Frau, die Tochter mit den beiden Kindern, die neue Magd – alle ermordet mit einer Spitzhacke. Vom Mörder fehlt jede Spur. Aber das Verbrechen fungiert als Katalysator, um ein viel tieferliegendes, verschüttetes Geheimnis der ganzen Dorfgemeinschaft an die Oberfläche zu holen. Es enthüllt tabuisierte, grausame Ereignisse der Vergangenheit, die von den Dorfbewohnern zwar nicht gewollt, aber geduldet worden sind.
Fast wie ein Oratorium rekonstruiert Andrea Maria Schenkel Blutbad und Familiengeschichte mosaikartig aus ineinander verschnittenen Berichten der Dorfbewohner, inneren Monologen und realistischen Betrachtungen der Geschehnisse. Alle kommen zu Wort, auch der unbekannte Mörder. Die einzelnen Stimmen mischen sich zu einem Chor aus Lebenden und Toten, Schuldigen und Unschuldigen, Tätern und Opfern, wobei eindeutige Zuweisungen im Verlauf der Geschichte immer schwerer fallen. Schenkel zeichnet mit brillanter Sprache präzise die Wirklichkeit nach. Angeekelt und fasziniert zugleich verfolgen wir die Weltabgewandtheit, Bigotterie und blinde Obrigkeitstreue, die die Figuren deformieren, ihre Lebenswege bestimmen – und zwangsläufig ins Unglück führen.

Inszenierung und Raum: Rüdiger Hentzschel
Kostüme: Alexandra Fitzinger
Musik: Fritz Rainer

Mit: Monica Anna Cammerlander, Carina Thesak, Johanna Withalm, Birgit Wolf, Sebastian Brummer, Bernie Feit, Hermann J. Kogler, Wolfgang Lesky.