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Die Reichsgründer oder das Schmürz

PREMIERE: Donnerstag, 15. März 2018, 19:45 Uhr

 

Weitere Termine:
16.03. – 17.03.
20.03. – 24.03.
27.03. – 29.03. jeweils 19:45 Uhr

 

„Die Reichsgründer oder das Schmürz“
Von Boris Vian

Schön muss es gewesen sein, als die Familie damals noch in der Sechszimmerwohnung gewohnt hat: Vater León, Mutter Anna, Tochter Zénobie samt Dienstmädchen Cruche. Doch ein mysteriöses Geräusch – blechern und in einem bedrängten Crescendo anschwellend – macht ihnen Angst, zwingt sie, Stockwerk um Stockwerk nach oben zu ziehen. In immer kleinere Wohnungen. Nur eines begleitet sie von Etage zu Etage: Das Schmürz, ein dreckiges, bandagiertes Etwas, das ständig ignoriert, nie angesprochen, in irgendeiner Ecke des Zimmers vegetiert. Die Tochter stellt einmal die zentrale Frage: „Wovor sind wir auf der Flucht“. Das bleibt unbeantwortet. Denn Zénobies Eltern spielen ein Spiel. Dessen Regeln sind: Wegsehen, Verschweigen, Vergessen. Wenn beide keine Ausreden finden, misshandeln sie das Schmürz mit Tritten oder Alltagsgegenständen. Doch dieses Schmürz bleibt; es ist statt dessen die Familie, die sich auflöst, die bei jedem Umzug ein weiteres Mitglied verliert, bis der Vater allein mit seinem Schmürz in der Dachkammer den großen Abgesang auf die bürgerliche Existenz hält.

Mit dem Schmürz (auch im französischen Original heißt es LE SCHMÜRZ) erfindet Boris Vian, einer der interessantesten Vertreter des Absurden Theaters, einen Archetyp, wie es sonst nur Becketts Godot ist: eine physische Manifestation der Angst vor etwas, das nur in den Köpfen existiert. Angst, die instrumentalisiert wird, um Menschen zu Feinden zu machen, auszugrenzen und Mitgefühl zu ersticken. Allein schon das macht das Stück beunruhigend aktuell.

Inszenierung: Babett Arens
Kostüm: Alexandra Fitzinger
Musik: Fritz Rainer
Es spielen: Monica A. Cammerlander, Lana Francis, Lisa Wentz, Rüdiger Hentzschel, Florian Lebek, Kari Rakkola